Adlerpelz
Meine Pfoten waren müde, doch ich folgte dem Wasser flussabwärts. Ich war müde, doch war ich meinem Ziel bald nahe, bald müsste ich doch einen der Clans finden, von dem ein Streuner mir erzählt hatte.
Es war schon lange her, seit ich zuletzt einen Clan gesehen hatte, zu lange. Ich war der Lebenweise und dem Gesetz in meiner Streunerzeit so gut wie möglich gefolgt, doch war es einfach nicht dasselbe. Was brachte es, Grenzen zu patrouilleren, die es nicht gab, extra Beute zu fangen, die niemanden nähren sollten?
Doch nachdem der Flutclan sich durch mein Scheitern aufgelöst hatte, hatte ich mich nicht getraut, zum Rosenclan, meinem Geburtsclan zurückzukehren. Ich war heimlich gegangen, ich war noch Schüler gewesen und wer hätte mir geglaubt, dass ich eine Prophezeihung erhalten hatte? Und dann hatte ich dem Flutclan nichtmal helfen können, weil ich mich in einen blöden Streuner verliebt hatte!
Ich schüttelte den Kopf. Nein, es ging nicht mehr um die Vergangenheit, sondern die Zukunft! Als ich hörte, dass hier in der Nähe nicht nur Clans lebten, sondern sich vor Kurzem ein neuer niedergelassen hat, der sich auf schwimmen und fischen spezialisierte, wusste ich, dass ich meine neue Heimat gefunden hatte.
Ich blieb plötzlich stehen, als sich ein Abhang vor mir auftat. Das Rauschen war mir gar nicht aufgefallen, so sehr war ich in Gedanken gewesen.
Unsicher schaute ich den Wasserfall hinab und konnte bereits eine Brise wahrnehmen, die einen besonderen Katzengeruch zu mir wehte. Ja, hier war es.
Ich schluckte voller Unsicherheit. Sollte ich wirklich weitergehen? *Hör auf, Adler, das schaffst du!* sagte ich mir selbst.
Ich war müde, hungrig und erschöpft, aber ich wollte vor Mondaufgang noch ankommen.
Doch war es wahrscheinlich nicht sehr schlau gewesen, keine Pause einzulegen, denn meine Schritte über den rutschigen Stein waren unsicher und ich drohte jedes Mal, abzurutschen.
Und das ließ sich wohl auch nicht vermeiden.
Ich hatte bereits ein gutes Stück geschafft, als meine Pfote ausrutschte und ich mit einem erschrockenen Jaulen die restlichen Steine herunterpurzelte. Aber der Sternenclan musste mich wohl mit Glück gesegnet haben, denn hatte ich mir weder das Genick gebrochen, noch irgendeinen anderen Knochen. Nur meine Pfote schmerzte etwas, sowie meine Flanke. Wahrscheinlich nur Prellungen, aber das hatte ich wohl von meiner Dummheit.
Ich ächzte, als ich mich in eine bequemere Position drehte, um meine Flanke nicht zu belasten und seufzte beschämt. *Sehr toll, Adler, hast du echt super gemacht.* dachte ich ironisch. *Na hoffentlich kontrolliert dieser neue Clan seine Grenzen regelmäßig, sonst hab ich ein Problem.* Mit den Prellungen kam ich alleine nämlich nicht mehr weit, mal abgesehen davon, dass ich so schon erschöpft genug war.
Ich schnaubte müde und schloss die Augen. Vielleicht konnte ich ein wenig dösen, bis etwas passierte.