"Das wäre toll! Du könntest meine Jungen kennen lernen! Und meinen Bruder! Und Grätenstern!", erzählte ich begeistert und war mit Gedanken schon wieder beim Clan. Wieder kam in mir die Frage auf, ob es Sinn machte, nach Prinz zu suchen, oder ob ich zu denen zurück kehren sollte, die mich im Moment wirklich brauchten.

Ich schluckte mein schlechtes Gewissen herunter. Wenn ich Glück hatte, vergaß er unsere Begegnung und die Pläne die er soeben geschmiedet hatte. Auch wenn der Gedanke daran, mich irgendwie traurig machte. Schließlich würde ich mich immer an ihn erinnern.

“Wieso willst du deinen Bruder so dringend finden? Meinst du nicht er hatte einen Grund dafür, zu verschwinden?”

Ich sah ihn an als hätte er gerade einen Schmetterling zerfleischt.
"Welchen Grund sollte er denn haben mich zu verlassen? Meinst du er hatte genug von mir? Hab ich etwa was falsch gemacht?"

“Oh nein! So war das nicht gemeint! Ich dachte nur... du hast Junge! Sie sind auf deine Hilfe angewiesen, sie haben doch sonst keinen!?”, meinte ich. “Und dein. Ruder ist seinen eigenen Weg gegangen. Ist glücklichen mit seiner Situation...meinst du nicht es wäre ihm gegenüber unfair, einfach aufzukreuzen und ihn in eine Situation zu bringen, in der er sich zwischen Dir und seinem jetzigen Leben entscheiden muss?”

Ich dachte eine Weile über die Worte des Katers nach. Er hatte so Recht.
Verdammt, warum hatte er Recht. Ich wollte nicht dass es so war. Ich hatte nie gewollt, das sich mein Leben so sehr verändert.
Ich war völlig überfordert. Wie sollte ich mich um drei Jungen kümmern, wo ich mich doch selbst noch beinahe fühlte wie eines.
Wie sollte ich ohne die Hilfe meines Bruders irgendetwas auf die Reihe bringen. Ich hatte ihn doch so sehr geliebt, und dann war er aufeinmal verschwunden. Ohne sich zu verabschieden.
Ohne ein einziges Wort.
Wusste er, dass er niemals mehr zurück kehren würde?
War er in dem wissen gegangen, dass dies unsere letzte Begegnung gewesen war?

Ich merkte, dass ich mit dieser Aussage wohl einen wunden Punkt getroffen hatte und bereute es beinahe, die Worte ausgesprochen zu haben.
Schweigend blieb ich neben ihm sitzen. In der Hoffnung, dass er das Wort ergriff.

"uhm..ich denke du hast recht. Ich sollte wirklich zurück kehren. Wenn Prinzenfluch sich bereit fühlt, wird er wohl von selbst kommen und...wenn nicht...dann hoffe ich dass es ihm gut geht und...er mich nicht vergisst. Denn ich kann nicht garantieren dass ich mich in einigen Blattwechseln noch an seinen Namen erinnere..."

Diese Worte machten mich traurig. Ich wollte mir nicht vorstellen wie es war, alles zu vergessen. Wie es sein musste zu wissen, bald seine eigene Familie zu vergessen. Alles was einem mal etwas bedeutet hatte.
“So wird es sein. Ich kenne ihn nicht, aber dich kann man wohl kaum vergessen. Erst recht nicht wenn man so lange Zeit mit dir verbracht hat.”, versicherte ich ihm mit aufmunterndem Lächeln.

Ich blinzelte die aufkommenden Tränen hinweg und nickte.
Ob ich die Aussage als Beleidigung oder Kompliment auffassen sollte wusste ich nicht, doch irgendwie ging es mir wieder besser.
Scheinbar war es nicht gut für mich, alleine zu sein. Und das nicht nur, weil ich ohne fremde Hilfe nicht überleben konnte. Auch in meinem Kopf breitete sich eine Finsternis aus, wenn ich ohne Gesellschaft war.

Ich musterte den zierlichen Kater eine Weile. Er würde mir definitiv fehlen. Obwohl ich ihn kaum kannte.
Doch man könnte einfach nicht anders, als ihn zu lieben.
Irgendwie gab er mir das Gefühl, auf ihn aufpassen zu müssen, war er doch nichts weiter als ein etwas zu groß geratenes, hilfloses Junges.