Meine Augen wurden groß, als ich mir die Gegend durch die ich lief, mit jedem Schritt bekannter vorkam.
Als ich vor gefühlt tausenden von Monden aufgebrochen war, hatte ich niemals damit gerechnet, jemals wieder nachhause zu finden. Immer wieder hatte ich kurz das Gefühl, einen Baum oder Strauch wieder zu erkennen, doch folgte eine Enttäuschung auf die andere.

Der vertraute geruch des SturmClans stieg mir in die Nase, und kaum konnte ich darüber nachdenken, tauchte die ersehnte Grenze vor mir auf.
Doch irgendetwas hielt mich auf. War es die Angst davor, vom Clan verstoßen zu werden, oder die enttäuschten Gesichter von Bluttänzer, Lohenrauch, und all den anderen zu sehen...?
Ich konnte es nicht sagen.
Aber es fühlte sich falsch an, einen weiteren Schritt zu machen.
@Bluttänzer

Geplagt von Unruhe und dem Gefühl der Einengung hatte ich das Lager verlassen und unermüdlich die Grenze des SturmClans abgelaufen. Mittlerweile jedoch saß ich auf dem Ast eines Baumes in in der Nähe der Grenze und starrte über diese hinweg in das Gebiet, das nicht zu unserem Territorium gehörte.
Obwohl, abgesehen von Blutsterns Wahnsinn, sonst alles ganz in Ordnung war, fühlte ich mich einfach nicht wohl in meiner Haut. Wildnisjunges hatte Spielkameraden gefunden und brauchte mich nicht - wobei ich sowieso kein toller Spielpartner war - und mein Schüler versteckte sich auch in seinem Bau oder lief irgendwo tagträumend durch die Gegend. Lohenrauch und Wolkensprung waren tot, mein ehemaliger Mentor verstoßen und mit anderen Clankameraden hatte ich keine sonderlich enge Beziehung. Ich schnaubte und richtete meinen Blick auf die Sterne, die hoch über mir am Firmament vor sich hin funkelten, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Die hatten es gut.
Obwohl in Gedanken versunken, richtete ich den Kopf auf und spitzte die Ohren, als ich ein kaum hörbares Geräusch wahrnahm. Der Blick meiner giftgrünen Augen richtete sich in die richtige Richtung, doch noch rief ich den Eindringling nicht hervor - schließlich konnte es auch nur Beute sein.

(@Nightmarehunter Soll ich dich immer verlinken?)

(ne brauchst du nich :3)
Mein Blick suchte die Gegend ab. Wie es schien war kein SturmClan Krieger in der Nähe, vielleicht konnte ich mich vorerst zurückziehen. Zumindest so lange, bis ich dieses seltsame Gefühl in mir überwunden hatte.
Vielleicht war es auch die Angst davor feststellen zu müssen, dass jemand der mir wichtig war, nun nicht mehr lebte.
Langsam ging ich ein paar Schritte rückwärts und konnte mir ein halblautes "Feigling!", nicht verkneifen.

(okay uwu)

Ich legte den Kopf schief und betrachtete verwirrt den Ort, an dem sich die vermutliche Katze zu befinden schien. Wieso beschimpfte sie sich selbst?
Meine vorherigen Sorgen vergessend erhob ich mich und lief vorsichtig bis zum Ende meines Astes, um eine bessere Sicht auf den Boden zu bekommen, verließ den Baum jedoch noch nicht.
Kurz zögerte ich. Vielleicht ging der Fremde auch einfach weg, ohne dass ich etwas tun musste. Für einige Herzschläge hielt ich inne und überlegte, ehe ich schließlich tief seufzte. "Wer ist da?" Mein Ruf war deutlich genug zu hören, dass ich mir sicher war, dass wer auch immer da war mich verstehen konnte.

Ich erstarrte in meiner bewegung und ließ meinen Kopf nur sehr langsam in die Richtung wandern, aus der die Stimme gekommen war.
Eine, die ich unter tausenden wiedererkannt hätte.
Jeder hätte an der Grenze unterwegs sein können, ein Schüler der mich nicht kannte oder ein Krieger der sich nicht mehr an mich erinnerte. Aber es musste ausgerechnet der sein, den ich so sehr vermisst hatte. Der mich vermutlich am meisten für mein fortgehen hasste.

Für einige Minuten starrte ich auf den anvisierten Fleck, ehe ich realisieren musste, dass die Katze sich wohl nicht freiwillig zu erkennen geben würde. "Rühr dich ja nicht vom Fleck", knurrte ich leise, eher mit mir selbst sprechend, als direkt mit dem anderen Kater, und kletterte den Baum geschwind mit wenigen Schritten hinunter. Den letzten Teil sprang ich einfach. Ordentlich landete ich auf allen Vieren und lief in die Richtung des Fremden.
"Hier ist die Grenze des SturmClans. Die darf nicht übertreten werden, nicht einmal von einem Einzelläufer, hast du-", Ich unterbrach mich selbst in meiner leicht verärgerten Rede, als ich erkannte, wer es war. Meine Stimme verstummte so abrupt, als hätte ich mir aus Versehen auf die Zunge gebissen.

"Ich weiss.", war alles was ich sagte, als der Kater vor mir auftauchte, und ich ihm direkt in die Augen sehen konnte. Nein, etwas besseres war mir nicht eingefallen.
Innerlich bereitete ich mich auf das vor, was folgen würde. Ich wusste dass ich das, was er als nächstes sagen würde, verdient hatte.
Wenn er überhaupt etwas sagte, und mich nicht wortlos stehen ließ.

Meine Pupillen weiteten sich überrascht, vielleicht sogar geschockt, bevor meine Augen sich wieder vereengten. Schweigend musterte ich mein Gegenüber. Ich war heute selbst schon länger Krieger und erwachsen, wodurch ich auch an Größe zugewonnen hatte. Er überragte mich jedoch immer noch, wenn auch nur um ein paar Schnurrhaarlängen.
"Du..." Ich öffnete meinen Mund, um zu sprechen, bemerkte jedoch, dass meine Stimme etwas rau war, weshalb ich mich erst räusperte, bevor ich einen neuen Versuch startete. "Warum... bist du hier?"
Früher hatte ich gedacht, ich würde vor Freude explodieren, wenn er wieder zurückkommen würde. Mittlerweile jedoch war davon kaum mehr etwas vorhanden. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte, wie ich mich fühlen sollte.

Ich schluckte schwer, mir vielen so viele Gründe ein wieder hier zu sein. Der Clan war meine Heimat geworden, ich vermisste den Wald, meine Familie war nicht mehr da, ich hatte das Bedürfnis nach Gesellschaft und vor allem hatte ich Bluttänzer vermisst.
"I-ich...", war jedoch alles was ich heraus brachte. "Ich weiss nicht..."

Aufgewühlt peitschte ich mit dem Schweif, wagte es jedoch nicht, den Emotionen, die ich selbst nicht beschreiben konnte, Luft zu machen. Seine Aussage befriedigte mich nicht. Das war kein pausibler Grund einfach aufzutauchen wo auch immer er wollte.
"Dann lass mich etwas anderes fragen", ich holte tief Luft, ohne den Blickkontakt mit ihm abzubrechen, bevor ich weitersprach, "Wieso bist du gegangen?"
Ich wollte eine Antwort von ihm. Ich wollte ihn anfauchen und ihm sagen, dass er sich verziehen sollte. Wenn er einen guten Grund gehabt hatte, um zu gehen, hätte er nicht wieder herkommen sollen. Es tat weh.