Ich zuckte unmerklich zusammen und legte mein Ohr an. Hatte ihn das verärgert? Ich hatte nur die Wahrheit gesagt. "Ihr seid alle seltsam, nicht nur du. Wie soll ich Katzen vertrauen können, die nicht sagen, was sie dafür haben wollen, dass sie mir helfen?", verteidigte ich mich gereizt und starrte ihn mit meinen orangen Augen skeptisch an.

,,Was?" ich blickte ihn verwirrt an, dann fing ich an zu verstehen. ,,Weißt du, für mich ist das hier im Clan auch alles neu, aber ich glaube ich verstehe, was du so seltsam findest." Ich überlegte wie ich es formulieren sollte ,,Die Katzen hier geben nicht nur etwas, wenn sie auch etwas bekommen. Sie verschenken auch, einfach nur deshalb, weil sie nett sind und gerne helfen. Aber wenn sie dich in den Clan aufnehmen erwarten sie auch, dass du irgendwann etwas für sie tust. Wenn du merkst, dass das Clanleben nichts für dich ist, ist das nicht schlimm und du kannst gehen, aber wenn du hier bleibst wirst du irgendwann ein Krieger und Jäger, der den Clan stark macht und ihn ernährt." ich verstummte.

"Das ist trotzdem seltsam", beharrte ich auf meinen Standpunkt. Ich verstand, was er sagte, doch... "Draußen war niemand... nett, nur um dann im Laufe der Zeit etwas zurückzuerhalten", sprach ich meine Gedanken leise aus. Nach einem kurzem Moment des Schweigens, während dem ich meine Pfoten anstarrte, wandte ich mich ihm wieder zu. "Und dir gefällt es hier?" Eine überraschend normale Frage, wenn man es mit meinem vorherigen Verhalten verglich.

Dankbar für den Themenwachsel atmete ich aus ,,Ich denke... ja, ich denke schon" mit leuchtenden Augen sah ich mich um ,,Weißt du, ich will auch einmal so ein großer Krieger sein, wie Sehnsuchtsbändiger oder wenigstens ein Schüler, wie Eulenpfote" ich dachte an den großen schwarz-weißen Krieger und den lustigen Schüler. ,,Und ich meine, was wäre die Alternative? " ich lachte kurz bitter auf ,,Meine Mutter ist Tod, ich würde alleine im Wald keine Woche überleben"

Eule 1.0
Ich grinste zufrieden bei seiner Reaktion "Deine Frage scheint beantwortet" schnurrte ich und nahm nun ebenfalls einen herzhaften Bissen von dem Tier. Während dem Kauen blickte ich wieder zu Habicht und nickte auf das Beutestück.

Ich erwiderte sein Grinsen und nahm einen weiteren Bissen. ,,Glaubst du Sodalithstern wird uns erlauben in den Wald zu gehen?" fragte ich und blickte fragend in Eules blaue Augen.

Eule 1.0
Naja, ich hoffe es.. Er wird dir nicht verbieten dich zu verabschieden und draußen warst du ja schon und da ich auch kein Junges mehr bin, sollte das eigentlich kein Problem sein.." sprach ich nachdenklich, bevor ich mir einen weiteren Bissen genehmigte.

"Mmmh..." Ich lauschte unbeeindruckt und ließ den Blick durchs Lager schweifen. Er würde wohl beides mal sein. Das Zeug zum Heiler hatte er schließlich nicht, jedenfalls sah er nicht wie einer aus. Jedoch überraschte mich seine letzte Aussage und ich sah ihn an. Seine Mutter war also tot? So wie... Nein, meine lebte noch. Ich konnte mich noch daran erinnern, wie sie auf mich mit emotionslosen Augen herabgeschaut hatte und mich dann im Stich gelassen hatte. Oder war dieser Ausdruck ein Ausdruck der Erleichterung gewesen, dass sie mich nicht mehr ertragen musste? Ich wusste es nicht, doch in manchen Nächten suchten mich immer noch die Träume heim. Ich schüttelte den Kopf, um mich von diesen schmerzhaften Gedanken loszureißen und sah wieder zu dem anderen Kater. "...Warum ist sie gestorben?", fragte ich nach kurzem Zögern.

1.0
Etwas erleichtert konzentrierte ich mich wieder auf das Kaninchen vor mir und nahm noch einige Bissen. Satt und zufrieden schon ich es den Brüdern zu. Ich hatte genug.
2.0
Ich dachte zurück an die Tage, in denen ich alleine in unserem Nest gesessen hatte und darauf watete, dass sie zurück kam. An die Sorge in ihrem Blick als sie in den Wald sah. Den komischen Geruch. Ihre Schilderung von Füchsen. Sie hatte es nicht gesagt, doch ich wusste, dass er da gewesen war. Und dass sie nicht losgezogen war um zu jagen als ich sie das letzte mal gesehen hatte. ,,Meine Mutter hat mich alleine im Wald zur Welt gebracht" fing ich an, den Blick in die Ferne gerichtet ,,Sie hat mich vor meinem Vater versteckt, er... er war böse" Ich wusste nicht genau, wieso ich ihm das erzählte, im Grunde war es nicht einmal wichzig für die eigentliche Geschichte ,,Ein Fuchs war in der Nähe unseres Baues. Sie zog los um ihn weg zu locken. Oder um ihn zu töten, ich weiß es nicht, aber sie kam nie zurück" Trauer schnürte meine Kehle zu ,,Sehnsuchtsbändiger hat mich im Wald gefunden und hier her gebracht"

"Wieder ein Fuchs... Füchse sind bösartig", murmelte ich, eher zu mir selbst als zu ihm. Schließlich hatte ich meine Wunden auch zu fünfundneunzig Prozent einem Fuchs zu verdanken. Zögernd blickte ich ihn an, nicht sicher, was ich sagen sollte. Dies war ein emotionaler Moment, richtig? Wie sollte ich mich verhalten? Schließlich drückte ich ein einfaches "Tut mir leid für dich..." raus und blickte zu Boden, unwissend ob ich mehr oder weniger hätte sagen sollen. Von Anfang an hatte ich nicht damit gerechnet, dass er mir seine komplette Geschichte auftischen würde und nun konnte ich damit nicht umgehen.