"Spiegelscherbe ist ein schöner Name", ich blinzelte die Kätzin fröhlich an und man konnte mir ansehen, dass das nicht nur eine Antwort aus Höflichkeit war, sondern dass ich ernst meinte was ich sagte. Nun, ich kannte auch nicht viele Clannamen. Aber im Gegensatz zu Funkensprung oder meinem eigenen ehemaligen Namen, Gimpeljunges, den ich nun schon seit einiger Zeit abgelegt hatte, klang @Spiegelscherbe weitaus hübscher. "Oh, ich bin zwar eine Einzelläuferin, aber du musst dir keine Sorgen machen - ich werde die Grenze nicht übertreten", miaute ich als mir wieder einfiel, was ich ursprünglich noch sagen wollte, und fügte mit einem freudlosen Blick auf die Wasseroberfläche hinzu: "Ich bin nur hier wegen dem Fluss."

Sie fand... meinen Namen schön? Ich meine es war ein ganz normaler Name. Zumindest für eine Clankatze, oder etwa nicht? Na gut, ich wusste aber auch nicht wie viele Clankatzen sie kannte, zumindest kannte sie die Clans und wusste, dass dies der HagelClan war. "I-... vielen Dank." antwortete ich ihr auch endlich ein wenig verlegen und wandte den Blick zu Boden. Ich sah erst wieder auf, als sie weitersprach, vielleicht etwas neidisch auf ihre klare, normale Stimme. "Verstehe, danke für... für die Info." ich öffnete den Mund zu einem weiteren Satz, doch schloss ihn schnell wieder, da ich doch gar nicht wusste, was ich überhaupt sagen wollte, doch in meinen blassgelben Augen zeigte sich eine stumme Frage. Welche? Keine Ahnung, aber die Kätzin mit dem auffälligen Pelz hatte mich irgendwie neugierig gemacht...

Der Gestank des Donnerwegs klebte immer noch an meinem Fell, aber ich wollte auch immer noch nicht ins Wasser - ein nie endendes Dilemma. Als @Spiegelscherbe s Stimme wieder ertönte, riss ich mich aus meinen Gedanken und fokussierte mich wieder auf sie.
"Gern geschehen", ich lenkte meinen Blick wieder auf die Kriegerin und lächelte. Sie gehörte definitiv nicht zu der provokanten Sorte von Clan-Katze, eher zu der zurückhaltenden, wenn ich das richtig erkannte. Auf jeden Fall war sie nett. Netter als die meisten Streuner und Hauskätzchen, die ich bis jetzt getroffen hatte. "Ist irgendetwas? Ich stör hier doch nicht, oder?", fragend blickte ich die Kätzin mit meinen verschiedenfarbigen Augen an, sie wirkte als hätte sie etwas auf dem Herzen. Klar, ich könnte mir einen anderen Fluss suchen, wenn das das Problem war, aber dann müsste ich ziemlich weit laufen - und wenn ich Pech hatte würde ich auch noch meinen Vater treffen.

"Neinnein, alles in Ordnung." antwortete ich schnell und schüttelte den Kopf. Bei meinen Ahnen solange sie nicht die Grenze übertrat sollte es auch kein Problem geben, sie tat hier ja nichts Verbotenes, aber... "Ich mache ohnehin nur einen.. Spaziergang, ich wollte einfach raus aus dem Lager." gab ich zu und erhob mich noch einmal auf die Pfoten, um näher an der Fluss heranzutreten, in welchen ich mich problemlos mit den Vorderpfoten stellte und den Kopf zum Trinken senkte. Vielleicht würde etwas erfrischendes Wasser ja zumindest meiner Stimme etwas helfen. Und außerdem konnte ich ihrem Blick so etwas ausweichen.

Zum Glück wandte sie sich ab, so konnte sie den Ausdruck nicht sehen, der für den Bruchteil einer Sekunde über mein Gesicht gehuscht war. Obwohl sie älter war als ich, sie eine Kriegerin, ich gerade mal im Schüleralter, fand ich sie ziemlich süß. Sie erinnerte mich etwas an meine nun als einzige verbleibende Schwester, wenn auch nur weniger frech und offen und... Was genau an ihr erinnerte mich an Glutpfote? Verwirrt beobachtete ich die Kriegerin beim Trinken, etwas, das, wie ich hoffte, ihrer Kehle guttun würde, und entschloss schließlich, das es gleich war. Sie war einfach niedlich auf ihre Art. "Ich kann mir vorstellen, dass es bei euch im Lager manchmal ganz erstickend sein kann."

(@Spiegelscherbe aaaaaah, Verlinkung qwq)

Ich fühlte mich irgendwie beobachtet. Zwar wusste ich nicht, ob mich die Einzelläuferin wirklich ansah oder ich mir das wie so oft einfach nur einbildete, aber mir kroch ein unbehagliches Kribbeln die Wirbelsäule hinab. Die Erfrischung tat ziemlich gut und ich atmete tief aus, glaubte mich ein klein wenig dann doch entspannen zu können. Zumindest für meine Verhältnisse. Als ich wieder aufsah, hingen noch kleine Wassertröpfchen an meinen Schnurrhaaren und an meinem langen Wangenfell, welches angefeuchtet etwas herabhing. Wenn @Gimpel die Stimmung im Lager meinte, dann hatte sie Recht. Im Lager fand ich es manchmal so erstickend, dass ich glaubte ich müsse wieder die Wege eines Streuners einschlagen, immerhin fände ich dann vielleicht meine Mutter, aber... der Clan war nun mein Zuhause, auch wenn ich dort keine Familie hatte. Oder zumindest nicht mehr... "Manchmal, aber eher in den Bauen ist es manchmal stickig, das... ja." aber ich schlief ja gar nicht in den Bauen. Ich hatte mich in einer Nische der Haupthöhlenwand einigermaßen eingerichtet und da hatte ich mehr als genug Luft. Ohnehin war die Lagerhöhle auch viel zu groß, die Decke viel zu hoch, als dass es Luftprobleme geben könnte, auch wenn wir ein großer Clan waren.

"Stimmt", ich nickte verständnisvoll und blinzelte @Spiegelscherbe fröhlich an, erfreut darüber eine gleichgesinnte Katze gefunden zu haben, "deshalb schlafe ich lieber im Freien als in irgendwelche Bauen." Es war einfach weitaus entspannender und befreiender die Sterne über sich und den Wind in seinem Fell zu spüren als irgendwo eingeengt sein zu müssen - ich konnte es mir kaum vorstellen wie erdrückend es wohl sein musste mit all den anderen Katzen Seite an Seite in einem Bau schlafen zu müssen. Einer der Gründe, weshalb ich eigentlich nie vorhatte einem Clan beizutreten. Zugegeben, ich hatte nicht viele Gründe, aber diese reichten vollkommen aus.

Langsam neigte ich den Kopf etwas zur Seite. Die Kätzin schien mir sehr wie ein Freigeist, wirklich keine Clankatze, ich konnte das verstehen. Klar, ich hatte meine eigenen Gründe nicht im Kriegerbau zu schlafen, aber verstehen konnte ich sie dennoch "Nun... zugegebenermaßen ist es in einem Bau aber deutlich wärmer, in der Blattleere... ich will mir gar nicht vorstellen bei der Eiseskälte draußen ohne Schutz schlafen zu müssen." die Haupthöhle des Lagers konnte auch ziemlich kalt werden, aber immerhin war ich dort windgeschützt und musste nicht fürchten komplett eingeschneit zu oder von hungrigen Tieren angegriffen zu werden.
@Gimpel

Bei dem Gedanken an die letzte Blattleere lief mir ein Schauder über den Rücken. So schön das ganze Weiß auch aussah, es war wirklich zu kalt für mich. Wobei... ich musterte das dichte Fell meines Gegenübers mit dem Anfliegen eines flüchtigen Funken Neids. Früher als Junges hatte ich auch einen dicken Pelz gehabt, doch dann war ich gewachsen und er war dünner geworden. "Bei schlechtem Wetter suche selbst ich mir einen Unterschlupf", bemerkte ich lächelnd, "Alles ist besser als zu erfrieren." Ich war ein Kind der Blattgrüne und bevorzugte daher die Wärme und den Sonnenschein, gleichzeitig war ich jedoch kein Freund von Eis und Hagel.
@Spiegelscherbe