Sol mit @Lun
Es war erst wenige Wochen her, seit sie in ihr großes Abenteuer aufgebrochen und noch immer wirkte alles so spannend und neu. Sachte plusterte der junge Kater sein weiches Fell, dass noch einen Rest des Kittenflaums trug, gegen die Kühle Morgenluft auf. Es war ein schöner Frühlingsmorgen, wie er fand. In den Bäumen erwachten zwitschernd die Vögel, während am Horizont die Sonne ihren Weg gen Himmel suchte.
Leise gähnte der sandfarbene Jungkater. Gerne hätte er noch etwas geschlafen, doch hatte ihn der Hunger schließlich aus dem Nest getrieben. Unschlüssig saß er nun allerdings da und sah zwischen dem Dickicht des Waldes und ihrem Schlafplatz hin her. So wirklich allein, wollte er nicht aufbrechen.
"Kommst du mit Jagen Lun?", fragte er schließlich. Ihr Vater war nirgends zu sehen. Es war nicht ungewöhnlich, dass er immer wieder für mehrere Tage verschwand und dann plötzlich wieder auftauchte. Gefunden hatte er sie aber bisher immer, auch wenn sie weiter gezogen waren.
Sachte schüttelte der Kater den Kopf und sah schließlich fragend zu seinem Bruder zurück. War er überhaupt schon wach gewesen?

Lun mit @Sol
Ihr erstes Abenteuer. Oder sollte er eher ihr großes Abenteuer sagen? Beides traf es irgendwie. Aber würden sie denn nicht ihr ganzes leben Abenteuer erleben, nun wo sie das Leben als Hauskatzen hinter sich gelassen hatten? Nicht das am Leben einer Hauskatze etwas schlechtes war, doch es hatte ihn und seinen Wurfbruder aus dem Haus in die weite Welt gezogen. Eigentlich zusammen mit ihrem Vater, doch der verschwand immer wieder tagelang. Hätte ihn vielleicht nicht einmal überraschen sollen. Man erzählte sich ja nicht umsonst, das Streuner unzuverlässig und gedankenlos waren. So einer wollte er nicht werden. Er würde darüber nachdenken was er tat. Zumindest so wie es möglich war.
Erst als er Sol's Stimme hörte öffnete Lun ein helles, blassgoldenes Auge. Die morgendliche Luft war kühl und strich ihm auch im Nest durch den mittlelangen, grauen Pelz. Hier und da hatte er eindeutig noch Kittenflaum, doch an anderen Stellen trug er bereits sein erwachsenes Fell. Und während sein Bruder braune Felltöne trug hatte er sich wohl die grauen bis schwarzen Fellfarben geschnappt. Wie gut das sie nur zu zweit im Wurf gewesen waren. Wer wusste welche wilden Farbkombinationen ein weiterer Bruder oder gar eine Schwester getragen hätten. Nein, er fand es gut das sie zu zweit waren.
"Du meinst wohl: Gehst du jagen, Lun?", murmelte er noch etwas schläfrig, aber setzte sich trotzdem langsam auf. Breit gähnte er und blinzelte sich den restlichen Schlaf aus den Augen. "Wieso bist du eigentlich schon wach? Sonst schläfst du doch immer ewig lang", fragte er und stieg aus dem Nest, nur um sich ausgiebig zu strecken, "Ungewöhnlich, das du mal vor mir auf den Pfoten bist." Sicher, er war schon eine kleine Weile wach, aber selbst er mochte es zwischenzeitlich noch ein wenig liegen zu bleiben.

Sol mit @Lun
Ein wenig fühlte er sich von den Worten seines Bruders ertappt, doch ließ sich außer einem leichten Zucken mit den Ohren nichts anmerken. "Ich komme mit und passe auf, dass dich keiner beim Jagen stört. Irgendjemand muss dir ja den Rücken freihalten.", meinte er überzeugt. Lun war schlichtweg der bessere Jäger. Diesen Umstand konnten sie wohl beide nicht leugnen. Auch wenn er selbst das Training nicht schleifen ließ, zeigte sich deutlich, dass sein Bruder einfach mehr Talent dafür hatte. Dafür zeigten sich seine Qualitäten schon jetzt im Kampfgeschick, auch wenn es ihm noch deutlich an Erfahrung fehlte.
Über die nächste Frage musste er ersteinmal nachdenken. "Ich weiß es nicht so recht. Irgendwie konnte ich nicht mehr schlafen.", meinte er. Das Gefühl, welches immer mehr in ihm aufkam, wollte sich noch nicht so recht beschreiben lassen. "Vater ist nun schon eine ganze Weile weg. Denkst du er kommt nochmal zu uns zurück?"

Lun mit @Sol
Das sein Bruder den Kommentar ignorierte kommentierte der Graue gar nicht erst. Es hätte sowieso keinen Zweck. Also die Energie lieber für andere Dinge auslegen - wie zum Beispiel die Fellpflege. Welche er begann nachdem er aus dem Nest gestiegen war. "Wenn du rumtrampelst verscheuchst du auch die Beute, also musst du dann leise auftreten und den Mund halten. Kriegst du das hin?", fragte er amüsiert und warf seinem braunen Bruder einen amüsierten Blick aus blassgoldenen Augen zu, während er die Fellpflege beendete. Sein Bruder war schlicht und ergreifend ein Kämpfer, das merkte man. Da glichen sie sich zum Glück ganz gut aus.
Wobei er dann etwas ernster wurde. Lun konnte nicht leugnen sich Sorgen zu machen, vorallem wenn Sol sich anders verhielt. Grade als er etwas in die Richtung sagen wollte kam die nächste Frage auf. Schweigend beugte Lun sich vor und glättete eine Stelle an Sol's Hals. "Ich habe keine Ahnung, ob er zurückkommen wird. Wie du sagst, für gewöhnlich ist er nie so lange fort. Mutter hat uns beigebracht, das wir uns aufeinander verlassen sollen und das tun wir auch. Ich fange für uns Beide Beute und du beschützt uns Beide. Selbst wenn er nicht wiederkommt... Wir brauchen ihn nicht. Nicht so lange wir uns haben", erklärte er mit einem warmen Lächeln. Er stand auf, drückte sich Schulter an Schulter an seinen Bruder und drückte den Kopf an seinen. "Wir brauchen nur uns Beide, dann kommen wir klar."
Das sie irgendwann zu dritt sein würden konnte er ja nicht ahnen!