Weiter unten fing ich auch wieder den Geruch eines Beutetiers auf, dem ich folgte. An einem Teil des Flusses, der am Rand etwas stärker zugefroren war, konnte ich eine kleine Gestalt aus einem Bau dicht an der Wasseroberfläche trippeln sehen. Eine Wasserratte! Innerlich mich freuend, da Wasserratten selbst in der Blattleere meist noch dick und fett waren, kauerte ich mich hin und begann mich anzuschleichen. Sobald ich nah genug heran war, drückte ich mich mit meinen Hinterbeinen vom Boden ab und setzte zum Sprung an, spürte jedoch im letzten Moment, wie ich meine Hinterläufe im Schnee ausrutschten und meine Sprungbahn dadurch verrutschte. Ich landete knapp neben der Wasserratte, die schon längst alarmiert losgelaufen war.
Doch ich wollte sie nicht entkommen. Das war wichtige Beute für den Clan, besonders in der Blattleere - ich durfte sie nicht aufgrund eines dummen Missgeschicks verlieren. Ich verengte meine Augen und biss die Zähne zusammen, als ich ihr hinterhersetzte - bis ich sie schließlich leblos zwischen den Kiefern hängen hatte. Zitternd vor unterdrückter Anspannung atmete ich schnell ein und aus, den Blick auf den kleinen Leichnam gerichtet, ehe sich schließlich ein Lächeln auf mein Gesicht stahl. "Schlussendlich bist du mir doch nicht entkommen."
Als ich mich wieder auf meine Umgebung konzentrierte, entging mir der freudige Gesichtsausdruck jedoch schnell. Die Wasserratte war in ihrer Panik hinaus aufs Eis gerannt und ich war ihr gefolgt - das Hinaufkommen war eine Sache, das Herunterkommen eine andere.
Vorsichtig blickte ich auf das durchsichtige Eis unter meinen Pfoten ohne es zu wagen, mich zu bewegen und überlegte, ob es wohl mein Gewicht auch auf dem Rückweg aushalten könnte, während ich mich innerlich für meine Leichtsinnigkeit schalt. Nicht weit von mir hörte das Eis auf und bot den dunklen Fluss dar, der düster vor sich hin gurgelte und mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Das Ufer war nicht weit entfernt, aber immer noch weit genug, damit ich es nicht erreichen konnte. Vorsichtig kauerte ich mich hin und begann so langsam wie möglich übers Eis zu robben, bei jedem noch so kleinen Knarzen innehaltend, sodass sich mein Fell irgendwann so anfühlte als wäre es bereits eingefroren. Sobald ich nah genug heran war warf ich erst die Wasserratte aufs Ufer hinauf, damit ich mir meine Last erleichtern konnte, bevor ich schließlich aufstehen wollte - das Eis sollte in Ufernähe schließlich am Dicksten sein und mich noch tragen können.
In der nächsten Sekunde ertönte ein lautes, berstendes Geräusch und noch bevor ich vor Schreck ausrufen konnte, umhüllten mich die finsteren Wassermassen.
(Da wurde der Beitrag doch länger als gedacht (*゚ー゚)ゞ
@Windfang )