1.0 mit Habicht
Nun war schon knapp ein Mond seit meiner Kriegerzeremonie vergangen und ich hatte noch immer nicht getan, was ich eigentlich schon zuvor vorgehabt hatte. Aber zugegeben, es war nicht einfach so etwas zu tun, besonders für jemanden wie mich, der seine Gefühle meist für sich behielt. Und ich wollte es auch nicht einfach so offen sagen - wäre das für mich überhaupt möglich? -, daher hatte ich mir die letzte Zeit ziemlich den Kopf über eine andere Methode zerbrochen, eine möglichst indirekte. Ich würde es nie zugeben, weder anderen noch mir gegenüber, doch so direkt wie ich mich oft verhielt, so schüchtern war ich jetzt. Es hatte sogar ein Gespräch mit meiner ehemaligen Mentorin gebraucht, kurz vor meiner Ernennung zum Krieger, dass ich mir überhaupt meine Gefühle eingestehen wollte. Wie dem auch sei, jetzt wusste ich, wie ich es machen wollte. Doch dafür musste ich jetzt erst mal @Habichtsprung finden. Mein gold-orangener Blick schweifte über die Lichtung von dem zentralen, sonnigen Fleck, auf den ich mich ausnahmsweise platziert hatte. Normalerweise bevorzugte ich die Schatten und die abgelegenen Ecken und Winkel des Lagers, doch so würde ich dem Kater vielleicht auffallen und er zu mir kommen, sollte er sich mal blicken lassen. Wo auch immer er war, im Kriegerbau nämlich definitiv nicht, da hatte ich schon nachgeschaut.
2.0 mit Rabe
"Das Gesetz der Krieger? Naja...", anstatt wieder barsch zu reagieren wurde ich sogar ein wenig nachdenklich und versank für ein paar wenige Sekunden ins Schweigen, mein Blick ziellos über die im Lager angebrachten Baue wandern lassend, bevor ich schließlich wieder auf @Rabenjunges hinabblickte und antwortete: "Das Gesetz der Krieger wird dir eigentlich von deinem Mentor beigebracht werden. Aber ein paar Sachen kann ich dir schon sagen. Zum Beispiel darfst du nicht töten, es sei denn dein Leben ist im Gefahr. Man muss immer das Wort des Anführers befolgen und Junge und Älteste werden vor allen anderen mit Beute versorgt. Außerdem, eines der Wichtigsten: Junge in Not müssen gerettet werden, egal zu welchem Clan sie gehören. Diese Regel ist auch der Grund, warum du überhaupt hier sein darfst", fügte ich trocken hinzu und beobachtete das Junge mit einem kaum merkbaren Anflug von Interesse. Wie würde es darauf reagieren? Wohl kaum anders als andere Jungen es taten.
"Jede Katze kann klettern - nur meine Todeschancen sind weitaus höher als die der anderen, wenn ich höher klettere", entgegnete ich mit einem leichten Schnauben, den kleinen Kater beiläufig musternd. Ob er wohl mal gut klettern können würde? Nay. Zumindest nicht besser als Habichtsprung. Diese langen, dünnen Gliedmaßen sind doch irgendwie viel besser fürs Rennen als fürs Klettern geeignet, oder nicht? Bei seinem Kommentar bezüglich des Fuchses zuckte ich lediglich abwehrend mit meinem Ohr, sagte jedoch nicht mehr dazu. Er würde es so oder so kaum verstehen können, er war schließlich noch immer ein kleines, unwissendes, dummes Junges. Also warum weiter darüber sprechen? Selbst wenn nun der Fuchs ins Lager stürmen würde - ich zweifelte daran, dass ich mich ihm entgegenstellen könnte, dass ich das schaffen könnte.