Regenlied
Ich hatte bemerkt, dass auch ein zweites das Licht der Welt erblickte und ich entließ ein leises Schnurren. An meinem gesunden Bein spürte ich nebenbei etwas warmes, aber ich nahm an, es war von den Jungen, oder dass ich mich nach all den Stunden einfach erleichtert hatte. Was egal war, es musste so oder so neues Moos her.
"Danke Steppenluchs." miaute ich müde, ohne ihre Hilfe wäre ich vielleicht gar nicht so weit gekommen. Und durch diese kam auch bald das dritte Junge (@Nachtigalljunges). Ich sah nur kurz den braun getigerten Pelz, der Kiebitz so sehr ähnelte, dann war es bereits bei Kiesschleier und ich seufzte leise.
Mittlerweile war ich auch sehr erschöpft, am liebsten wollte ich die Augen schließen... nur für einen Moment... aber- nein. Die Geburt war noch nicht vorüber, ich musste mich zusammenreißen. Und so hob ich wieder den Kopf, um nicht versehentlich einzuschlafen, auch wenn mein Blick erschöpft nach vorne gerichtet war.

Steppenluchs
Meine Unruhe wuchs, als sich langsam eine Blutlache bildete, dass das Moos größtenteils aufsaugte. *Sternenclan... bitte nicht...* Regenlied schien es nicht bemerkt zu haben, aber so schwach wie sie war, wunderte mich das nicht.
"Fast geschafft. Nur noch eines." miaute ich der Königin zu, doch mein Mund war trocken und ich hoffte, sie hörte meine Angst nicht heraus. Weiter massierte ich den Körper der grauen Kätzin, bis auch schließlich das letzte Junge (@Finkenjunges) herausschlüpfte. Dieses zog ich erst aus dem Blut, bevor ich es rasch leckte und an Kiesschleier weitergab. Diese sah erschrocken das Blut an und zog sich dann mit den vier Jungen in ihr eigenes Nest zurück.
"...Regenlied?" miaute ich leise. Die inneren Blutungen scheinen nicht zu stoppen und schweren Herzens nahm ich das Blatt mit den vielen Mohnsamen auf, damit tappte ich nun zu Regenlieds Kopf, der bereits wieder ins Moos gefallen war und setzte mich hin.

Regenlied
Ich war müde... so müde hatte ich mich noch nie gefühlt. Ich wollte meinen Kopf wieder heben, um nach dem vierten Jungen zu sehen, aber ich schaffte es nicht. War mein Kopf schwerer geworden?
"...Ja?" erwiderte ich auf Steppenluchs und war erschrocken, wie leise und schwach meine Stimme war. Langsam dämmerte es mir. "Steppenluchs?" Angst war nun in meiner Stimme zu hören. Ich öffnete das Maul, um meine Frage zu stellen, aber- ich traute mich nicht. *...Starb ich?*
Die Heilerin schob mir still ein Blatt zu, darauf lagen viele Mohnsamen, genug, um eine Katze nicht mehr aufwachen zu lassen. Aber ich wollte sie nicht. Ich würde nicht einfach aufgeben. Und doch... war ich so müde...
"@Rehpfote..." hauchte ich und mühte mich ab, um meinen Kopf zu meiner Schülerin zu drehen. Tränen kamen mir, etwas, was man bei mir so ziemlich nie sah. "Rehpfote es- ...es tut mir Leid."
Mein Atmen wurde flacher, während ich mich ans Leben klammerte. Unfähig, den Kopf wieder zu drehen, sprach ich einfach aus, was ich Steppenluchs oder Kiesschleier bitten wollte. "Meine Jungen... sie... sie sollen Namen von... von stolzen Vögeln tragen... wie mein geliebter Kiebitz..." miaute ich leise, so leise, dass ich fürchtete, dass man mich nicht mehr hörte.
Ich saugte die Luft ein, hoffend, dass ich mir noch ein paar Momente abringen konnte. "@Spiegelscherbe..." murmelte ich. Sie war nicht hier, aber ich hatte auch eine Bitte an sie. "Sie soll... auf die Kleinen aufpassen..." Wir waren lange gute Freunde gewesen und ich konnte mir keine bessere Katze dafür vorstellen. Sie konnte sie zwar nicht säugen, aber ich vertraute ihr die vier Leben an.
Und noch andere Worte flogen mir durch den Kopf. Dass es mir Leid tat, dass ich nicht mehr Zeit mit @Cthulhustern verbracht hatte... oder dass meine Jungen einen Onkel hatten, der vielleicht in den Clan kommen würde... aber so sehr ich wollte, kamen keine Worte mehr aus mir heraus.
Das einzige, was ich noch schaffte, war ein Lächeln. Ein Lächeln dass meinen ewigen Optimismus und geistige Stärke beinhaltete.
Und dann- dann war es vorbei.
Mein Körper entspannte sich, mein letzter Atemzug verließ meinen Körper und meine Augen wurden leer.

Steppenluchs
Traurig musste ich zusehen, wie das Leben aus Regenlied wich. Einen Moment saß ich noch da, dann packte ich sie vorsichtig am Nackenfell und zog sie sachte aus der Kinderstube, hinaus in die große Lager-Höhle.
Ich legte sie ab, schob sie zurecht, als ob sie schlief und schloss ihre Augen. Dann tappte ich zurück zur Kinderstube, um die Mohnsamen zurück in meinen Bau zu bringen, bevor ein Junges dran gehen würde.
Schließlich kehrte ich zurück zu der toten Kätzin und setzte mich still neben sie, den Kopf trauernd gesenkt.

Wärend der Geburt hatte Rehpfote still in der Ecke gekauert.
Doch als sie merkte, dass etwas nicht stimmte, war sie auf gesprungen.
Mit Panik sah die Schülerin zu, wie Regenlied ihren letzten Atemzug tat.
"NEIN!", schrie Rehpfote auf, drängte sich an der Heilerin vorbei und drückte ihre Schnauze in das Fell meiner Mentorin.
"Du... Du darfst nicht tot sein... Ich... Ich brauch dich doch...", wimmerte die Schülerin unter Tränen.
"Wir alle brauchen dich"

Mit Mühe schaffte ich es auf zu stehen, kauerte mich dann draußen aber neben meiner Mentorin nieder.

Erschrocken begann ich zu zappeln. Was war los? Was passierte hier? Alles war so kalt, ungewohnt und ungmütlich. Ich wollte instinktiv zu meiner Mutter um mich an sie zuschmiegen. Als ich jedoch von ihr wegenommen wurde maunzte ich verzweifelt. Plötzlich fühlte ich mich jedoch wieder wenigstens etwas geborgen. Ich kuschelte mich an schnell an dieses warme Fell.

Regenlied
Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, waren all der Schmerz, die Müdigkeit und sonstige Schwere fort. Fast dachte ich, alles sei wieder gut und ich lief freudig auf Steppenluchs und Rehpfote zu - dann sah ich meinen Körper.
Geschockt starrte ich ihn an, riss mich dann aber von dem Anblick los und tappte zu meiner Schülerin rüber. "Rehpfote..." hauchte ich, auch wenn ich wusste, dass sie mich nicht hören konnte. Dicht legte ich den Kopf an sie - berühren konnte ich sie nicht, aber ich wollte ihr noch ein mal nahe sein, vielleicht, ja vielleicht, spürte sie meine Anwesenheit in irgendeiner Art.
Dann lief ich hinüber zur Kinderstube, um mein linkes Hinterbein musste ich mir keine Sorgen mehr machen, es war gesund, wie es damals noch war. Ich ging dem mit Blut vollgesogenem Nest aus dem Weg und rüber zu Kiesschleiers Nest. Sie lag mit dem Rücken zu diesem und dem Eingang des Baus gewandt, um vier kleine Fellbündel - meine Fellbündel.
Mit schmerzendem Herzen betrachtete ich meine Junge, die Kiebitz und mir so unfassbar ähnlich sagen. *Oh Kiebitz!* er würde mir nicht mehr Lebewohl sagen können... Und die Jungen, die würden aufwachsen, ohne ihre Eltern je kennenlernen zu können. Vielleicht... kam ja ihr Onkel in den Clan, dann hätten sie wenigstens jemanden aus ihrer leiblichen Familie...
Ob Kiesschleier meiner Bitte folgen würde, ihnen Namen von Vögeln zu geben? Ich konnte nicht darauf hoffen, sie würde ihnen jetzt gleich Namen geben und ich wusste auch nicht, was passieren würde, wenn ich einfach hier bleiben würde.
Ich tappte um das Nest herum und tippte die Jungen alle ein mal mit der Nase an - es waren keine wirklichen Berührungen, aber das nächste, was ich je bekommen würde.
Und so verließ ich den Bau wieder - und auch das Lager.
Draußen war ich überrascht, zwei Katzen zu sehen, die mich bereits erwarteten. Meine Mutter Schneerose und- "Glockenjunges!" meine kleine Schwester. Schnurrend tauschte ich Nasengrüße mit den beiden aus und warf noch einen traurigen Blick zurück, dann folgte ich den beiden hinauf zum Sternenclan.

Kurz glaubte Rehpfote, etwas zu hören. Als würde jemand von ganz weit entfernt ihren Namen sagen. Kurz glaubte sie auch, dass sie war spürte, aber dann war der Moment vorbei und alles war ruhig.
Die Schülerin seufzte.
"Bist... Bist du jetzt beim SternenClan?", fragte sie leise

Sie fühlte sich einsam, obwohl sie um sich herum die wärme und die Bewegung spürte. Es war so als würde ein teil fehlen aber sie wusste nicht welchen. Es machte sie irgendwie traurig, weshalb sie sich näher an das kleine Fellbündel neben sich drückte. Aber die Trauer blieb und als etwas kaltes über sie hinwegzog, wusste sie das jemand gegangen war der eigentlich bei ihr sein sollte. Ein leises miauen entwich ihr, ehe sie in einen Traumlosen schlaf fiel.
(Bye bye Mama Regenlied :'( )

Früh morgens war ich bereits mit zur Jagdpatrouille losgeschickt worden. Leuchtpfote war ebenfalls dabei gewesen, doch auch wenn ich mich mit dem Jüngeren eigentlich ganz gut verstand, so hingen meine Gedanken im Lager. Wohl eher in der Kinderstube. Als ich mitbekommen hatte, dass meine beste Freundin Jungen erwartete hatte es sich so angefühlt, als ob mein Herz ein wenig gesplittert ist. Ich dachte immer die Kätzin wäre mir nur eine gute, meine beste Freundin, doch irgendwie war da seit kurz vor der Blutsonne mehr und obwohl sie scheinbar einen Gefährten hatte, ohne mir davon erzählt zu haben, wollte ich für sie da sein. Immer. Nicht von ihrer Seite weichen. Sie würde diese Gefühle, die ich selbst nicht ganz einordnen konnte, wohl niemals erwidern, aber ich wollte dennoch an ihrer Seite sein, wenn auch nur als Freund, auch wenn es etwas schmerzte. Und so hatte ich mir Mühe gegeben auf der Patrouille etwas besonders Saftiges zu fangen, um die Graue damit zu überraschen, doch als ich das Lager mit einem Lächeln, wie es sonst nie auf meinem Gesicht zu sehen war betrat, bot sich mir ein Anblick, den ich mir niemals erhofft hatte. Nein... das konnte doch nicht wahr sein... Das Kaninchen, das ich zwischen meinen Zähnen trug fiel zu Boden und langsam taumelte ich auf die frischgebackene Königin zu, zu deren Seiten @Steppenluchs und @Rehpfote lagen. Ich glaubte meine Brust würde jeden Moment zerspringen und... mir entfuhr ein lautloses Keuchen und der beißende Geruch von Blut, viel Blut, stieg mir in die Nase, was mich meine Augen weiten ließ. In meinem Kopf spielte sich eine Szene ab, eine Szene, fast schrecklicher als dieser Anblick. Ich petzte die Augen zusammen, war mir sicher ich würde ersticken unter dem Druck, der so plötzlich auf meiner Kehle lag. Langsam näherte ich mich, ja wie von selbst trugen mich meine Pfoten voran und ich ließ mich neben dem erkaltenden Körper der Kätzin nieder. Es war noch gar nicht so lange... her? Warum war ich nicht früher zurückgekehrt..? Warum musste ausgerechnet ich mit auf Patrouille? Warum heute? Warum... warum sie? Ich fühlte mich allein, so allein wie nie zuvor, nicht einmal als ich meine Mutter und meine Schwester in dem Schneesturm verloren hatte... Der Schock lag deutlich in meinen blassgelben Augen, in denen orange-rötliche Sprenkel meine Pupille umrandeten. Warum sie?
Warum Regenlied?