"Unser neuer Anführer fand es für sonderlich toll einen ehemaligen Ältesten von uns zu töten, weil dieser den alten Anführer suchen wollte", erklärte ich nach ausreichender Überlegung, wobei ich die Geschichte für das Junge etwas vereinfachte. "Aber keine Sorge", fügte ich mit einem Blick auf Wildnisjunges hinzu, "zweifel einfach nicht an, dass er der Anführer ist, und er wird sich auch nicht für dich interessieren."

Wildnis mit Blut

Wildnis hörte gut zu. Der Anführer wirkte ein wenig suspekt auf sie, doch sie hatte gelernt, die älteren Katzen nicht anzuzweifeln. Jeder hatte seinen Platz aus einem Grund. Und so nickte sie wieder eifrig.

"Früher oder später kratzt der eh ab", murmelte ich leise, eher an mich selbst gerichtet, als an das Junge, "das haben Katzen wie der gemeinsam. - Nun, wie auch immer, da drüben ist der Anführerbau", fuhr ich in normaler Lautstärke fort und deutete auf einen anderen Bau nahe dem Hochstein. "Ohne Erlaubnis darfst du da nicht rein, sonst kannst du Ärger bekommen."

Wildnis mit Blut

Sie kicherte leise bei seinem Kommentar, doch reagierte nicht weiter darauf und drehte den Kopf zum Anführerbau. Sie konnte sich sowieso keine Situation ausmalen, in der sie dort hinein sollte, so bestätigte sie mit einem tiefen Nicken, dass sie sich an diese Regel halten würde.

Ich legte den Kopf schief und überlegte kurz, was ich ihr noch zeigen konnte, ehe ich weiter tappte zu einem Haufen toter Tiere in einer Kuhle. "Das ist der Frischbeutehaufen. Schüler und Krieger gehen jeden Tag auf die Jagd und versorgen den Clan. Wenn du also Hunger hast, nimm dir einfach was du willst. Aber nicht damit spielen", hängte ich noch an. Schließlich war das kein Spielzeug.

Wildnis mit Blut

Sie folgte ihm eilig und beschnupperte die Tiere ein wenig. Es ist lange her, seit sie so viel Beute gesehen hatte und ihr Magen knurrte ein wenig, doch sie setzte sich und blickte zu Bluttänzer auf. "Mach ich nicht, versprochen!", beteuerte sie mit vor Freude zusammengekniffenen Augen.

"Das ist gut. Jedes Stück Beute ist wichtig für den Clan, selbst wenn Blattfrische ist", miaute ich und betrachtete Wildnisjunges für eine Weile aus zusammengekniffenen Augen, ehe ich lächelte. "Wenn du Hunger hast, kannst du gerne jetzt etwas essen. Wir haben sowieso eigentlich schon das ganze Lager durch." Ihren Magen hatte ich laut und deutlich hören können und gestern hatte sie ja auch nichts gegessen, es war also verständlich, dass sie Hunger hatte.

Wildnis mit Blut

Wildnisjunges zögerte einen Moment. Sie wusste nicht genau, was sie nehmen sollte und durfte. Doch schließlich zog sie ein kleines Eichhörnchen aus dem Haufen und schlug ihre Zähne hinein. Kauend blickte sie auf. "Danke!" Sie schnurrte laut.

Ich musste schmunzeln. So war ich nicht draufgewesen, als ich aufgenommen worden war. "Du musst dich nicht bedanken. Jetzt iss einfach", miaute ich und setzte mich neben sie, um gleichzeitig sie und den Rest des Lagers zu beobachten - eine Angewohnheit von mir. Persönlich hatte ich keinen Hunger, aber ich aß auch meist weniger als meine Clankameraden.

Wildnis mit Blut

Die Katze langte ordentlich zu und ratzfatz war alles aufgegessen. Die letzte so frische Beute hatte sie vor Ewigkeiten, sie konnte sich nicht einmal daran erinnern. "Willst du nichts essen?", fragte sie gespannt, als er sich nur setzte.