@Zimtpfote
Sanft fiel der Regen wie Himmelstränen vom wolkenbedeckten Himmel. Die Tropfen waren fein, fast wie ein Schleier aus flüssigem Frost, der sich über die Welt legte. Sie glitten von den kahlen Ästen der Bäume, hinterließen winzige, funkelnde Perlen und schmolzen wie Tränen, die in den gefrorenen Boden versickerten. Der Fluss, an dem der Kater umherstreifte, floss wie ein silbernes Band durch die Landschaft. Das Wasser trug den Duft von Erde und Leben mit sich, vermischt mit einer leisen Frische, die von seiner unendlichen Bewegung herrührte. Nur allzu schmerzhaft erinnerte sich Valoketh an die Vergangenheit, an den riesigen Fluss, der sich im Frühjahr in den ewigen Graslandschaften seiner Heimat und im Spätsommer wieder zu unzähligen kleinen und doch feinen Bächen wurde. Doch wo dort sich die weiten Hügel im Wasser widerspiegelten und sich Island-Mohn am Ufer säumte, lagen hier große Steine und Baumstämme, umgeben von Vogelknochendünnen Schilfrohr, welches sich im Wind sanft wiegte. So viel anders ist dieser Ort. dachte sich der Kater, während er auf sanften Pfoten durchs Unterholz schlich Doch gibt es an den Ufern der Rhone keinen Platz mehr für meinesgleichen.
Weit am Horizont türmten sich eigengraue Wolken in der Morgendämmerung auf, weit hoch im Gebirge. Wohl bald würde sie Schneefall und kalten Nordwind bringen. Schon bald würde sich Valoketh einen Unterschlupf für die Nacht suchen müssen, windgeschützt müsste er sein und unbewohnt. Eine alte Fuchshöhle vielleicht? Am gestrigen Tag hatte er einen alten Bau gefunden, nicht unweit der Wasserlandschaft im Osten. Doch das Wasser dort könnte wieder steigen über Nacht, wenn der Boden warm genug war und der Schnee schmelzte…