Aurora | @Eddie
Ich lief und lief und lief. Ich wusste schon gar nicht mehr, wie lange ich unterwegs war. Ich hatte doch nur etwas zu essen fangen wollen und dann waren meine Eltern und meine Geschwister einfach weggewesen. Ich vermisste die Wärme meiner Familie, ich vermisste das geschützte Zuhause bei den Zweibeinern. Warum sie uns einfach hinausgeworfen und zurückgelassen hatten, das wusste ich nicht. Meine Eltern wussten es auch nicht oder sie wollten es uns nicht erzählen.
Auf der Suche nach meiner Familie war ich nun hier und wusste auch bloß nicht wo ich war. Unsicher schaute ich mich an dem Fluss um, schnupperte herum, aber ich konnte auch hier nicht den Geruch meiner Familie wahrnehmen. Nachdem ich nun wieder ein paar Schritte gelaufen war, setzte ich mich an den Rand des Weges und legte mich auf den Bauch. Ich wollte nur eine kurze Pause einlegen, so wie die letzte Zeit, seitdem ich meine Familie suchte. Ich lief immer nur, lief und lief und lief, machte nur ab und an Pause und verschnaufte, schlief oder aß.
"Wo seid ihr nur hingegangen?", fragte ich leise und schaute zum Himmel hinauf. Mein Schweif hing lustlos auf dem Boden, während ich den Kopf wieder nach unten neigte und ihn schließlich auf dem Boden ablegte. Ich wusste, dass meine Familie mich nicht hören konnte, aber vielleicht trieb mich immer noch die Hoffnung, dass ich durch Zufall auf sie stieß. Ich weiß, dass diese Möglichkeit abwegig war, aber was sollte ich sonst tun? Ich kannte das Leben als Streunerkatze nicht, wusste nicht, wo ich etwas Gutes zu essen herbekam, wo ich mich vor Regen schützen konnte oder wo ich gar schlafen konnte, ohne von dem nächsten Tier angegriffen zu werden. Traurig blinzelte ich und starrte einfach nur nach vorne knapp über den Boden hinweg. Vielleicht war ihnen ja sogar etwas passiert oder vielleicht war irgendetwas Anderes gewesen. Vielleicht waren sie gerade unterwegs gewesen und ich hätte einfach warten sollen. Nun war ich jedoch viel zu weit weg von dem Platz, an dem wir uns zuvor niedergelassen hatten. Eine Rückreise wäre einfach nicht drinnen, da ich inzwischen auch viel zu hungrig war. Ich hatte kaum etwas Richtiges gefangen, hatte nur immer wieder Glück gehabt und mich ein wenig über Wasser halten können. Es war halt doch etwas Anderes, wenn man als Familie jagte, anstatt nur allein für sich selbst, aber das musste ich hinbekommen. Ich wollte doch meine Familie wiedersehen!
Kurz schloss ich meine Augen, ich war müde und erschöpft, wollte mich nur ein wenig ausruhen.